Die Nieren - Struktur und Funktionsweise

In Normalfall hat der Mensch 2 Nieren, die symmetrisch 5-10 cm tief hinter der Bauchhöhle parallel zur Wirbelsäule liegen. Jede Niere ist ca. 11 cm lang, 5 cm dick und ca. 4 cm breit. Sie wiegt etwa 150g, liegt zu 2/3 hinter den unteren Rippen geschützt und bewegt sich 1-2 cm mit Ein- und Ausatembewegungen auf dem Gleitlager der inneren Rückenmuskulatur.

Die Niere besteht aus zwei funktionellen Organteilen. Zum einen aus dem harnbildenden Gewebe (Nierenparenchym) mit Nierenkörperchen (Glomeruli), Harnausleitungskanälchen (Tubuli) und Bindegewebe mit speziell geformten Blutgefäßen. Dieser Teil ist der stoffwechselaktive Teil der Niere und erfüllt die u.g. Funktionen.

Zum anderen gibt es noch den harnableitenden Teil (Nierenbecken und Harnleiter), der den gebildeten Urin in der Niere auffängt und nach unten zur Blase leitet.

In der menschlichen Entwicklung im Mutterleib wandern die Nieren vom Becken nach oben bis in die endgültige Position. Als Normvarianten kommen deshalb „Wandernieren“ oder „Senknieren“ vor, die diesen Weg nicht ganz geschafft haben und etwas weiter fußwärts liegen. Das muss nicht zwangsläufig zu Funktionsstörungen führen, kann aber Probleme durch Knicken der Harnleiter machen.

Die Nieren sind in Ihrer Struktur in einzelnen Segmenten entwickelt und gelappt. Manchmal kommt es in der Nierenmitte zu Verschmelzungen, Ausbildung von Gewebebrücken und in der Folge zu einem geteilten Nierenbecken. Dann spricht man u.U. von „Doppelnierenanlage“. Es handelt sich dabei meist nicht um eine echte „dritte“ Niere.

Etwa 20-25% des vom Herzen ausgeworfenen Blutes fließen durch die Nieren. Bei einer Auswurfleistung von ca. 4l/min durchströmen daher ungefähr 1500 l Blut die Nieren im Verlauf von 24 Stunden.

Dieses Blut passiert dabei die Nierenkörperchen (Glomeruli), von denen es geschätzt ca. 1,5 Mio. pro Niere gibt. Diese bestehen aus einem zuführenden Blutgefäß, welches sich auf kleinstem Raum verästelt und eine Kugel aus Haargefäßen bildet. Die Gewebezellen auf der Gefäßoberfläche dichten diese ab und lassen im Normalfall nur Wasser und kleine gelöste Teilchen durch. Hier wird die erste grobe Form des Urins abgepresst und „gefiltert“- der sog. Primärharn. Der wird von einer kelchförmigen Struktur auf mikroskopischer Ebene aufgefangen und auf einen langen Weg durch ein ableitendes Röhrchen bis zum Nierenbecken geschickt.

Dieses Abflussröhrchen windet sich in vielen Haarnadelkurven zwischen Nierenmark und Rinde und wird von einer Vielzahl von Blutgefäßen umgeben. Hier wird der Primärharn aufbereitet. Wichtige Stoffe werden wieder zurückgewonnen und gerettet, wenn sie für den Körper wichtig sind. Diese Nachbearbeitung ist sehr fein geregelt und auf die situativen Anforderungen des Körpers eingestellt. Giftstoffe werden im Verlauf der Passage konzentriert, damit nicht zu viel Wasser mit dem Urin verloren geht. Die Nieren produzieren ca. 180 l Primärharn in 24 Stunden, davon werden aber nur ca. 1000 bis 2000 ml als Urin ausgeschieden

Das Zusammenspiel aller Zellen der Nieren ermöglicht eine Vielzahl von komplex geregelten Funktionen:

  • Ausscheidung von giftigen Stoffwechselendprodukten
  • Ausscheidung von Medikamenten und Fremdstoffen
  • Regelung des Flüssigkeitshaushaltes
  • Regelung des Elektrolythaushaltes (Blut- und Urinsalze)
  • Regelung des Blutdrucks
  • Regelung des Säure- und Basenhaushaltes
  • Regelung der Bildung roter Blutkörperchen im Knochenmark
  • Regelung des Knochen und Vitamin D- Stoffwechsels