So komplex wie die Nierenstruktur, ist auch das Spektrum der Nierenerkrankungen. Jedes "Einzelteil" des Organs (Gefäße, Zwischenräume, Harnsammelwege, Glomeruli etc.) kann von Erkrankungen betroffen werden. Es ergibt sich daher eine Vielzahl von möglichen Symptomen.
Ein typisches und spezifisch nephrologisches Krankheitsbild wird als Glomerulonephritis bezeichnet. Es handelt sich um den Oberbegriff von Erkrankungen, die durch Schäden an den Glomeruli entstehen. Es handelt sich oft um Störungen, die von Entzündungszellen begleitet oder verursacht werden (in der Begrifflichkeit der Medizin oft als Wortendung –itis gekennzeichnet). Gekennzeichnet sind diese Erkrankungen durch eine undichte Barriere für Eiweiß in der Niere. Man findet daher häufig eine Proteinurie (Eiweiß im Urin) und rote Blutkörperchen im Urin. Hier gibt es unproblematische Formen und Erkrankungen, die hoch akut verlaufen und die Nierenfunktion zerstören können. Die Unterscheidung ist komplex, sollte aber rasch erfolgen und erfordert typischerweise häufig eine feingewebliche Probe der Niere im Rahmen einer Nierenbiopsie.
Die häufigste Ursache für ein dialysepflichtiges Nierenversagen ist in Deutschland die Kombination aus Bluthochdruck und Diabetes mellitus. Sie verursachen grob gesagt ca. die Hälfte der Fälle. Etwa 15% der Fälle gehen auf einen Nierenschaden durch entzündliche Veränderungen infolge Fehlreaktionen im eigenen Immunsystem zurück. Ca. 5% der neuen Dialysefälle resultieren aus genetisch bedingten Zystennierenerkrankungen. 25-30% haben andere Ursachen oder sind Fälle, in denen die Ursache nicht bestimmt werden konnte.
Wie kann ich eine Nierenerkrankung vermeiden?
Es gibt Ursachen, die vermeidbar oder zumindest beeinflussbar sind und schicksalshafte Erkrankungen, die durch Prävention nicht zu vermeiden sind. Ob man eine Glomerulonephritis oder einen Nierenschaden durch fehlgeleitete Immunreaktionen erleidet, kann man nicht beeinflussen.
Die Wohlstandskrankheiten wie Diabetes, Übergewicht, Bewegungsmangel und Bluthochdruck sind aber für viele Nierenfunktionsschäden verantwortlich und können durch eine gesunde Lebensweise und konsequente Behandlung dieser Erkrankungen günstig beeinflusst werden. Rauchen schadet ebenfalls den Nieren und sollte unbedingt vermieden werden. Es gilt der Grundsatz: „Man ist immer nur so jung wie seine Blutgefäße“.
Die Trinkmenge ist nicht so entscheidend, wie viele Menschen glauben. Alleine durch viel Trinken hat man für die meisten Krankheiten keinen vorbeugenden Effekt. Als Ausnahme kann hier die Nierensteinerkrankung gelten. Risikopatienten sollten in jedem Falle eine Trinkmenge von 3l/24h erreichen.
Als vernünftiges Maß für Nierengesunde kann eine tgl. Trinkmenge von 1,5-2l/24h gelten. Vor Trinkmengen über 5 Liter ohne Erfordernis muss gewarnt werden. Es könnte zu Funktionsstörungen der Nieren führen. Sie verlieren unter Umständen vorübergehend Ihre Konzentrationsfähigkeit. Verschiebungen im Salzhaushalt könnten Probleme verursachen.
Zur Prävention von Nierenerkrankungen gibt es keine spezielle Diätform, die man einhalten müsste. Hier gelten die Regeln der gesunden Ernährung, wie sie für die normale Bevölkerung gelten.
Vorsichtig sollte man mit Substanzen und Medikamente sein, die potentiell nierenschädlich sind. Hier ist die Gruppe der frei verkäuflichen Schmerzmittel wie Ibuprofen/Diclofenac/Celecoxib und verwandte Substanzen der Gruppe der NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) zu nennen. Langfristiger und regelmäßiger Gebrauch über Jahre kann die Niere schädigen. Der kurzfristige Einsatz in Akutfällen ist beim Gesunden in der Regel unproblematisch. Falls Sie bereits andere Medikamente einnehmen, sollten sie vorher unbedingt beim Arzt nachfragen, ob es bedenkliche Wechselwirkungen haben könnte.
Wie macht sich eine Nierenerkrankung bemerkbar?
Am ehesten wird der Zusammenhang bei Flankenschmerzen offensichtlich. Bei nephrologischen Krankheitsbildern ist das Symptom aber nicht so häufig, wie man denken würde. Typisch wären wehenähnliche Schmerzen bei einem abgehenden Nierenstein. Druckgefühl und Schmerzen entstehen begleitet von Fieber auch bei einer Nierenbeckenentzündung. Beidseitig können die Beschwerden bei Harnaufstau oder im Rahmen von immunologisch bedingten Nierenerkrankungen wie der Glomerulophritis auftreten („Weichteilrheuma“).
Bemerkt der Patient eine abnehmende Urinausscheidung, obwohl er nicht weniger getrunken hat als üblich, könnte ein Zusammenhang mit einer Nierenerkrankung bestehen. Insbesondere wenn sich das nicht ausgeschiedene Wasser im Gewebe ablagert und abends geschwollene Beine bzw. morgendlich geschwollene Augenpartien ausbilden. Dann hat meistens auch das Körpergewicht innerhalb von wenigen Stunden und Tagen rasch zugenommen.
Diese Überwässerung ist recht häufig bei Nierenerkrankungen zu finden. Meistens besteht auch eine Ausscheidungsschwäche für Salz. Die Kombination führt dann oft zu hohem Blutdruck und Kopfschmerzen, manchmal auch Luftnot und Brustschmerzen.
Selten aber typisch ist ein schäumender Urin, als hätte man Spülmittel zugegeben. Dies kann auf Nierenerkrankungen mit hoher Eiweißausscheidung hinweisen.
Ist der Urin rot oder rotbraun verfärbt, könnte dies durch rote Blutkörperchen verursacht sein und entweder auf eine Blutung der ableitenden Harnwege oder eine immunologisch verursachte Entzündung der Nierenkörperchen zurückgeführt werden. Der Nachweis gelingt dem Hausarzt per Teststreifen, zur Unterscheidung braucht man die Harnmikroskopie durch den Nephrologen.
Leider gibt es auch langsam schwelende Nierenkrankheiten, die lange Zeit keine oder nur sehr wenige Beschwerden verursachen. Erst, wenn die Nierenfunktion soweit abgenommen hat, dass sich verschiedene Stoffwechselendprodukte anhäufen, entwickeln sich unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Abnahme der Belastbarkeit, grau-blasses Hautkolorit, Juckreiz, Knochenschmerzen und Muskelschwäche. Manche Patienten zeigen bei fortgeschrittener Nierenfunktionsstörung einen fischigen Geruch nach Harnstoff/Urin.
Oft werden die Krankheitssymptome vom Patienten nicht auf die Nieren zurückgeführt und der Zusammenhang erst anhand von Blutwertbestimmungen des Hausarztes hergestellt